Text: Ellen Bauer
Der Haubarg, das Utlandfriesische Haus und das Niederdeutsche Hallenhaus verfügen über Hausgerüste, die in sich stabil die eigentliche Hauskonstruktion bilden.
Die Ständer wurden auf einem Sockelstein (Findling) gegründet, der als Lastverteiler wirkte. Die Aussenwände haben bei den älteren Typen eine „hüllende Funktion“, ihre Stabilität dient lediglich ihrem Eigengewicht. Deshalb wird das Mauerwerk nur aus Ziegelsteinen gegründet, die einige Schichten tief ins Erdreich geführt werden. Durch Vorspringen der unteren Fundamentschichten wird ein „Stiefel“ ausgebildet, zur besseren Druckverteilung. Diese einfache Gründungsart stellt eine hohe Flexibilität her, die im Kleiboden der Marschen notwendig ist. Bei Trockenheit reisst der schwere Kleiboden, bei Nässe wird er weich. Daher sind die Mauern die Bauteile, die nach Generationen zuerst der Sanierung bedürfen.
Damit ist erläutert, weshalb der Haubarg in seiner Konstruktion eine geniale konstruktive Antwort auf den nicht tragfähigen Kleiboden ist. Das gilt ebenso für das frühe Utlandfriesische Haus, das aber in seiner Kleinheit statisch nicht so hohen Lasten ausgesetzt ist.
Das Niederdeutsche Hallenhaus aus Fachwerk wurde, ebenso wie das Geesthardenhaus, nicht für die Marschen entwickelt. Beide Hauskonstruktionen sind vorwiegend auf tragfähigen Böden entstanden. Das frühe wandtragende Geesthardenhaus wird auf Granitsteinen gegründet. Beim Niederdeutschen Hallenhaus in Fachwerkbauweise übernimmt eine Holzschwelle auf Findlingen die Wandgründung.
Das Vollstein-Mauerwerk ist bei allen Haustypen vergleichbar (ausgenommen die Fachwerkwand). Die Wahl der Steine, Art und Stärke der Vermauerung, der Verband, Schmuckformen, Zierverbände, Stürze sowie der Mörtel änderten sich in den verschiedenen Bauepochen. Steinformate und Baustile sind in ganz Nordfriesland ähnlich. Abweichungen entstanden durch die Art und Bedeutung des Gebäudes und aufgrund des Standortes (Insel / alter oder neuer Koog / Geest etc.).
Die Sparsamkeit beim Bauen mit Ziegeln führte oft zu nur einem 1-Stein starken Mauerwerk, wie bei einer Kate und dem Utlandfriesischen Haus. Üblich ist die 1½- bis 2-Stein starke Wand bei Haubargen. Das Steinformat ergibt unterschiedliche Stärken.
Vertiefend zu diesem Thema aus dem IG Baupflege Archiv
Maueranker 03/2017: Muschelkalk, Murplaat & Maueranker
Maueranker 04/1987: Feuchtigkeit in alten Häusern